Mitteldeutsche Zeitung 22.02.14
Eishockey in Halle: Riesen-Betrug in der Oberliga?
21.02.2014 23:14 Uhr | Aktualisiert 22.02.2014 09:11 Uhr
Viermal standen sich in der regulären Oberliga-Saison die Teams aus Halle und Erfurt gegenüber. Dreimal siegten die Saale Bulls.
Von Christian Elsaesser
Die Saale Bulls wollen rechtliche Schritte gegen ihren Konkurrenten Erfurt einleiten. Der Verdacht liegt im Raum, die Black Dragons Erfurt hätten sich den Einzug in die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga erschummelt .
Das Telefon war am Freitag der wichtigste Wegbegleiter von Daniel Mischner. Drei, vielleicht vier Stunden hat der Präsident des Eishockey-Oberligisten Saale Bulls mit Diskussionen verbracht. Seine Gesprächspartner waren die Verantwortlichen der Eishockey-Landesverbände im Osten, anderer Oberliga-Vereine, aber auch der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Uwe Harnos. Und das Thema war immer dasselbe:
Haben sich die Black Dragons Erfurt die Vizemeisterschaft in der Oberliga Ost und den Einzug in die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga womöglich erschummelt?
Der Verdacht ist zurzeit der große Aufreger im Drittliga-Eishockey. Es geht um die Frage, ob Erfurt sich über die sogenannte U-21-Regelung der Oberliga hinweggesetzt hat. Die Regel besagt, dass ein Team auf dem Spielberichtsbogen maximal 15 Feldspieler haben darf, die über 21 Jahre alt sind. Jeder weitere muss jünger sein.
Wettbewerbsverzerrung?
„Es steht im Raum, dass sich Erfurt in mehr als zehn Spielen, in denen sie drei Punkte geholt haben, nicht an diese Regel gehalten hat“, sagt Mischner, dessen Team zum Ende der Oberliga-Saison nur einen Punkt hinter den Thüringern gelandet war. „Wenn das so wäre, dann ist es ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung. Es gibt Regeln, an die wir uns zu halten haben und nach denen wir unsere Kader zusammenstellen. Deswegen legen wir Protest ein.“
Dabei mutet es durchaus kurios an, wie der Fall überhaupt ans Tageslicht gekommen ist. Denn sollten die Black Dragons sich wirklich nur durch irreguläre Aufstellungen für die Aufstiegs-Playoffs qualifiziert haben, so würde genau das nun zum Bumerang.
Schadenersatzansprüche können folgen
Während die Spiele der Ost-Oberliga unter der Hoheit des Berliner Landesverbandes laufen, ist nun der DEB für die Durchführung der Playoffs verantwortlich. „Dort gibt es offenbar andere Überprüfungsmechanismen. So ist der Fehler aufgefallen“, sagt Mischner. Der Erfurter 8:3-Auftaktsieg gegen Rostock ist bereits aberkannt und mit 0:5 gewertet worden. „Die Mannschaft war mit zu vielen Ü-21-Spielern gemeldet. Der Fehler liegt klar beim Verein“, heißt es dazu auf der Homepage.
Doch seitdem stehen auch die Spiele der regulären Saison auf dem Prüfstand. Zehn bis 15 weitere Fälle sollen dabei aufgetaucht sein. Und sollte sich das bewahrheiten, wollen die Saale Bulls rechtliche Schritte gegen den Konkurrenten einleiten.
„Wir werden definitiv vor das Sportgericht ziehen, um den Fall prüfen zu lassen. Wenn sich die Vorwürfe bestätigten, dann erwarten wir, dass die Tabelle korrigiert wird und dass Erfurt sofort von den Playoffs ausgeschlossen wird“, so Mischner. Im nächsten Schritt könnten dann sogar Schadenersatzansprüche folgen. „Natürlich werden wir nicht mehr die Aufstiegsrunde spielen können, aber wenn wir sie dadurch verpasst haben, dann sind uns Einnahmen entgangen“, sagt Mischner.
Doch der Saale-Bulls-Chef denkt noch weiter: „Außerdem ist es uns wichtig, dass so etwas in Zukunft ausgeschlossen ist und auch für unsere Oberliga Kontrollmechanismen geschaffen werden, wie sie in den DEB-geführten Ligen greifen.“